Musikalität hängt nicht immer an Noten – 1988 erspielte sich Erich Moser als Autodidakt in Kerkrade/Holland den Europameistertitel und bewies damit, dass er ein Ausnahmekönner und Virtuose auf der Steirischen (Diatonischen) Harmonika war.
Die musikalische Begabung wurde dem leider viel zu früh verstorbenen Erich Moser schon in die Wiege gelegt. Mit acht Jahren bekam er seine erste Steirische Harmonika und lernte das Spielen im Selbstunterricht. Zwölf Schallplatten bzw. CDs spielte der gelernte Automechaniker ein, alle Titel selbst geschrieben. Und das alles, ohne eine einzige Note lesen zu können.
Erich Moser, in Afritz in Kärnten geboren, bezeichnete sich selbst „von der Musik und der Harmonika besessen“. Die ersten Lieder sang ihm damals seine Mutter vor und er spielte sie nach. Aus Erzählungen geht hervor, dass er schon vor dem Frühstück zur Harmonika gegriffen habe.
Mit 16 Jahren komponierte er seinen ersten Walzer, „Blumen für dich“. 1973 fand die erste Rundfunkaufnahme statt. Den heutigen jungen MusikerInnen hinterließ er ein hohes Rüstzeug von 200 Stücken. Er selbst sagte zu mir, als ich 1988 bei ihm und seiner Frau Gisela auf Besuch war: „Ich habe ständig ein Diktiergerät bei mir, darauf pfeife ich meine Ideen. Zu Hause singe oder spiele ich es auf ein Tonbandgerät.“ Ich kann mich noch gut an eine Episode erinnern, als ich ihn fragte, wie er den chromatischen Lauf beim Stück „Walzer für Harmonika“ spiele – seine Antwort darauf war: „Da musst Du schon selber draufkommen.“
Einfälle und Ideen kamen ihm überall: beim Autofahren, in der Natur, beim täglichen stundenlangen Üben. Es versteht sich von selbst, dass die bestehenden Stücke auch immer wieder verbessert und umgeändert wurden, weil ihm ständig etwas Besseres einfiel. Im Jahr 1979 machte er sein Hobby zum Beruf und lebte hauptsächlich von seinen Live-Auftritten und seinen Tantiemen. Viele Nachahmer hat Moser von damals bis heute begeistert. Heute spielt fast jeder Harmonikaspieler seine Titel, als da sind: „Harmonikazauber“, „Kleiner Spatz am Dach“, „Flott aufg´spielt“, „Fantastic Harmonika“, „Spaziergang in Paris“, und viele, viele mehr.
Mich hat schon als siebenjähriger Harmonikaspieler seine Musik derart fasziniert, dass ich bis heute dem Stil treu geblieben bin. Nach seinem Tod gerieten seine Stücke immer mehr in Vergessenheit. Es war und ist mir ein großes Anliegen seine Titel bei Auftritten immer wieder zu präsentieren. In meiner 25-jährigen Unterrichtszeit habe ich alle Moser-Kompositionen in Griffschrift bzw. Notenschrift dokumentiert oder auf CDs eingespielt. Meinen bisher über 300 Schülern habe ich seine besten Stücke beigebracht.
Deshalb freue ich mich, dass der von mir ins Leben gerufene
„ERICH MOSER GEDENKWETTBEWERB“
schon dreimal zusammen mit dem Harmonikaverband Österreichs veranstaltet wurde.
Und ich freue mich auch, dass das sechste Spielheft „Legendäre Melodien von Erich Moser“ in Griffschrift, welches ich zusammen mit dem Schweizer Harmonikapädagogen Renato Allenspach gestaltet habe so großen Anklang findet.
Text: Gottfried Hubmann